1960 – 1969
Chronik
• Der Verkehrsverein lässt 700.000 Werbeschriften drucken. • Bei Stadtführungen und -rundfahrten werden 1.280 Gruppen mit 47.000 Personen betreut.
• Senator Dr. Georg Borttscheller wird Vorsitzender des Verkehrsvereins. • Die im Krieg zerstörte und wieder aufgebaute Stadtwaage wird eingeweiht.
• Beim Aushub der Neustädter Häfen entdecken Bauarbeiter die Bremer Hanse-Kogge. • Der Kogge-Fund gibt Anlass zur Gründung des Deutschen Schiffahrtsmuseums Bremerhaven. • Das Aalto-Hochhaus in der Neuen Vahr wird nach den Plänen des finnischen Architekten Alvar Aalto fertiggestellt.
• Die Abteilung Bremen-Nord des Verkehrsvereins bekommt zwei Walkiefer geschenkt, sie werden am Utkiek in Vegesack aufgestellt. • Die Obernstraße wird für den Autoverkehr gesperrt.
• Der Gründungsbeschluss zum Bau der Bremer Universität ergeht. • Die Stadthalle Bremen wird eingeweiht.
• Am 7. Januar 1965 ist Premiere des Sechstagerennens in der Stadthalle. • Boxidol Max Schmeling schickt die ersten Fahrer auf die Bahn. • Der SV Werder Bremen wird Deutscher Fußballmeister. • US-Astronaut John Glenn ist Ehrengast der Stadthallen-Veranstaltung „Amerika grüßt Bremen“. • Die Selbstwähl-Fernsprechverbindung zwischen Bremen und England, Frankreich, den Beneluxstaaten und Österreich wird aufgenommen.
• Der Bremer Bürgerpark feiert den 100. Geburtstag. • Das Haus der Bürgerschaft, gebaut nach den Plänen des Architekten Wassili Luckhardt, wird feierlich eingeweiht.
• Die Rolling Stones bringen die Fans in der Bremer Stadthalle zum Toben. • Der Deutsche Anwaltstag (34.) hat zum erstenmal Bremen als Tagungsort gewählt. • Der Neustädter Hafen wird offiziell eingeweiht.
• In der Innenstadt findet der erste Bremer Flohmarkt statt. • Die Autobahn in das Ruhrgebiet (Hansalinie) wird freigegeben.
• Rekordjahr des Bremen-Tourismus: Die Übernachtungszahlen haben knapp die 600.000-Marke erreicht (568.346). • Der Verkehrsverein gibt 867.000 Drucksachen heraus.
• Der neue Pavillon des Verkehrsvereins am Bahnhofsplatz wird Für 1.800 Wohnungen der Gartenstadt Vahr wird der Grundstein gelegt. • Die vier markanten Gebäude des Berufsbildungszentrums, mit Hilfe des Marshall-Plans errichtet, werden eingeweiht.
• Der Verkehrsverein gibt die „Bremer Stadtmusikanten“ offiziell in die Obhut des Senats. • Der Dampfer „Glückauf“ bringt 26.000 Passagiere auf die Insel Helgoland.
• Zum ersten Mal findet eine größere Messe in Bremen statt: die Europäische Lehrmittelmesse im Berufsbildungszentrum. • Das Park Hotel wird eröffnet. Vorher stand hier das Parkhaus. • Der Wiederaufbau des 1944 durch Bomben zerstörten Schütting ist abgeschlossen. • Die Verkehrsfliegerschule in Bremen wird eröffnet.
• Dr. Herbert Brenning wird Geschäftsführer des Verkehrsvereins. • Der Verkehrsverein zieht von der Sögestraße 62/64 in die Jakobistraße 7 um. • Im Oktober werden erstmalig 500.000 Übernachtungen
• Die Anzahl der Übernachtungsgäste auf dem Zeltplatz Lankenau beträgt 10.430 Personen, davon 40 Prozent Skandinavier. • Als Auswirkung der Fünf-Tage-Woche geht die Zahl der Geschäftsreisenden zurück.
• Es wird damit begonnen, das Schnoor-Viertel zu restaurieren. • Die Bremer Tabakbörse nimmt ihre Arbeit auf.
Brücken schlagen
Der verregnete Sommer 1960 bringt keinen Rückgang der Besucherzahlen. Im Gegenteil, die Zahl der Übernachtungen bleibt deutlich über einer halben Million. „Bremen ist mehr Durchgangsstadt als Dauerziel“, stellt Geschäftsführer Dr. Herbert Brenning fest. „Um den Besuchern einen nachhaltigen Eindruck von der Hansestadt zu vermitteln, haben wir die Führungen weiter ausgebaut. Schließlich sollen die Bilder und Buchstaben der Prospekte zu lebendigen Gedächtnisstützen werden.“
Verstärkte Bremen-Werbung
Die Fremden kommen nicht von selbst. Unter diesem Motto beginnen beim Verkehrsverein die Vorarbeiten für die Bremer Fremdenverkehrssaison 1962. Weit über 100.000 Prospekte werden an die Auslandsbüros der Deutschen Zentrale für Fremdenverkehr geschickt. Bremen-Filme werben im In- und Ausland für die Hansestadt. Darüber hinaus wird überlegt, Touristen mit besonderen Aktionen an die Weser zu ziehen, Bremen herauszustellen als „Einkaufszentrum“, als „Hansestadt“ (zusammen mit Hamburg und Lübeck) und als „Sprungbrett nach Helgoland“ (in enger Zusammenarbeit mit Bremerhaven).
Originelles Geschenk
Am Vegesacker Utkiek, dort wo Weser und Lesum zusammenfließen, wird 1963 ein maritimes Denkmal aufgestellt: Senator Dr. Georg Borttscheller, der Vorsitzende des Verkehrsvereins, übergibt der Öffentlichkeit zwei echte Walkiefer. Für das originelle Geschenk an die Abteilung Bremen-Nord des Verkehrsvereins ist der norwegische Reeder Anders Jahre verantwortlich. Er erfüllt damit einen langgehegten Wunsch des Heimatforschers und Verkehrsfachmannes Heinrich Beilken, der eine Erinnerung an die Blütezeit des deutschen Walfangs schaffen wollte, „als von Vegesack aus viele Männer an Bord von Segelschiffen zum Walfang in die Nordmeere fuhren. Da die Übernachtungszahl in bremischen Beherbergungsbetrieben am Ende einer Woche jeweils absinkt, will der Verkehrsverein gemeinsam mit dem bremischen Hotel- und Gaststättenverband ein attraktives Programm für ein „Wochenende in Bremen“ ausarbeiten und durchführen.
Schlüssel zur Welt
Die Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr tagt 1964 in der Hansestadt. Das Ergebnis der Arbeitssitzung ist für Bremen als Fremdenverkehrsstadt und Fahrgasthafen nicht ohne Bedeutung, denn die Werbung in den USA soll verstärkt werden. Auch in Schweden will man mehr denn je auf Norddeutschland als Reiseland hinweisen. In beiden Fällen soll Bremen mit anderen deutschen Großstädten im Blikkpunkt stehen. Die Skandinavier liegen 1965 an der Spitze der Bremen-Besucher vor den Nordamerikanern, den Niederländern und den Briten. Die Hansestadt an der Weser hat in diesem Jahr ein nicht alltägliches Ereignis zu feiern und deshalb ihr Wahrzeichen, den Schlüssel, besonders blank geputzt. „Bremen – ein Jahrtausend Schlüssel zur Welt“ – so lautet das Motto.
Erfolgreich gestartet
Die neue Stadthalle ist am 31. Oktober 1964 durch den Präsidenten des Bremer Senats, Bürgermeister Wilhelm Kaisen, ihrer Bestimmung übergeben worden. Das Eröffnungsprogramm zeigt beispielhaft den künftigen Einsatz des imposanten Vielzweckbaus. Ob Philharmonisches Orchesterkonzert, Eiskunstlauf, Formationstanz und Rollsportvorführungen, eine kleine Musikschau, Hallenhandball und Reckturnen, Vierer-Verfolgungsrennen und ein internationales Steherrennen – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das Jahr 1966 steht im Zeichen einer verstärkten Bremen-Werbung. Mit der Wahrnehmung dieser Aufgabe ist der Verkehrsverein betraut worden. Außerdem wird am 1. September – im Nachklang zur Tausendjahrfeier – das Büro Bremen- Werbung gegründet. Als Folge der vielen Tagungen, die in der Hansestadt durchgeführt werden, steigen die Übernachtungszahlen. Mittlerweile läuft auch das Veranstaltungsprogramm in der neuen Stadthalle auf der Bürgerweide auf vollen Touren. Der Verkehrsverein führt das „gute Abschneiden des Fremdenverkehrs innerhalb der bremischen Wirtschaft nicht zuletzt auf den Erfolg der Stadthalle als Kongresshalle zurück“.
Betten fehlen
Kehrseite der regen Reisetätigkeit, die jetzt auch die Wintermonate mit einbezieht: Die Hotelsituation in Bremen hält nicht mit. Zu wenig Betten, diese Klage ist nicht neu. In Bremen stehen in 114 Beherbergungsbetrieben insgesamt 2.844 Betten zur Verfügung. Im Fremdenverkehrsjahr 1966 waren sie zu 50 Prozent ausgelastet. Mehr Betten müssten her, um größere Tagungen nach Bremen holen zu können, so Verkehrsvereins-Geschäftsführer Dr. Brenning.
Junge Touristen
Der Verkehrsverein will auch junge Touristen für Bremen begeistern und stellt fest, Bremens Jugendherbergen sind zu klein. Vor allem in den Sommermonaten reicht die Bettenkapazität der beiden Herbergen in Bremen-Stadt (220 Betten) und Bremen-Nord (192 Betten) nicht aus. Anlass für diese Überlegung sind die sehr beliebten Schülersonderzugfahrten. Von 1962 bis 1967 sind bereits 162 Schülersonderzüge mit im Schnitt jeweils 700 bis 800 Teilnehmern in Bremen angekommen.
Der erste Freimarktsumzug
Bremer Freimarkt 1968: Bremen will’s riskieren. Die diesjährigen tollen Tage an der Weser sollen alle Vorgänger in den Schatten stellen. Das zumindest ist dem Freimarkts-Pressedienst des Verkehrsvereins zu entnehmen. Mit der erstmaligen Organisation eines Freimarktsumzuges begibt man sich auf Neuland. Aber so zurückhaltend, wie ihnen immer nachgesagt wird, sind die Bremer ganz und gar nicht. Bei der Premiere am 19. Oktober können mehr als 60 Fahrzeuge, 12 Spielmannszüge und fünf Kapellen, außerdem eine große Anzahl von Gruppen von den Schützen bis zum Bremer Karnevalsverein auf den Weg geschickt werden. Mehr als 25 Jahre lag die Organisation des Freimarktsumzuges beim Verkehrsverein, namentlich bei Ursel Buchtzik. Als Mitarbeiterin von Geschäftsführer Dr. Herbert Brenning hat die spätere Leiterin des Kongressbüros und von 1984 bis 1997 Geschäftsführerin des Verkehrsvereins den Umzug mit auf den Weg gebracht, ihn auf- und ausgebaut. Es ist deshalb nicht zuletzt auch der Verdienst von Ursel Buchtzik, dass das bunte Treiben – immer am zweiten Freimarktsonnabend – heute als touristisches Highlight der Hansestadt gilt.